Über 1600 Zuschauerinnen und Zuschauer haben sich am letzten Wochenende in der Chärnshalle Rothenburg ins Jahr 2121 versetzen lassen. Die Kantonsschule Beromünster zeigte mit ihrem selbst produzierten Musical, wie es sich als Menschen allenfalls leben lässt in einer von Maschinen gesteuerten Welt – eine hochaktuelle Frage und eine überzeugende Inszenierung.
Rund 100 Schulangehörige spielten, sangen und tanzen in einer Welt, in der sich die Menschen nach dem Kippen des Klimas in die CaroDome (Schutzkuppen) zurückgezogen haben. Dort sichern ihnen die MaKIs (Master-KIs) ihr Überleben – aber was für ein Überleben: Die Menschen leben, betreut von den ServAnds (Service-Androiden), alleine oder in Kernfamilien in Habitaten, die nur mit dem Nötigsten ausgestattet sind. Alles ist vorprogrammiert und betreut: ihre Nahrungsaufnahme, ihr Fitness- und Weiterbildungsprogramm, ihr Tag- und Nachtrhythmus. Ihre Vitalwerte werden laufend kontrolliert und protokolliert.
Die Protagonistin, die junge Mara, gespielt von Mara Müller, die mit ihrer Stimme und ihrer Interpretation in jeder Beziehung überzeugt, ist überglücklich, als sie nach Ende ihrer Ausbildung zur SozOp (Sozial-Operatorin) ihr eigenes Habitat beziehen darf. Zunächst klappt fast alles, zumal ihr ServAnd Rob, überzeugend gespielt von Lionel Stocker, sie bei Laune hält.
Das ändert sich durch ihren ersten Auftrag: Sie soll einem Nebenbewohner, der sich emotional zunehmend abschottet und Lebensenergie wie auch Lebensfreude verliert, da ihm der Kontakt mit Menschen fehlt, behilflich sein, wieder zu einem funktionierenden und zufriedenen CaroDom-Bewohner zu werden. Die Aufgabe ist jedoch schwieriger als vorgestellt. Da helfen auch zur Vorbereitung mit ihrem ServAnd simulierten Gespräche nicht. Für Mara geht dadurch die heile Welt, in der sie zu leben glaubte, in die Brüche.
Sie folgt wilden Kids, die während ihres Besuchs im CaroDom ihr Habitat verwüstet haben, neugierig in die Aussenwelt. Die Menschen ausserhalb der CaroDome kämpfen um ihr Überleben, sie sind immer wieder auf Nahrungs- und Schutzsuche.
Mara macht die Erfahrung, dass sie dort weder hineinpasst noch zurechtkommt – alles ist anders, rau, gefährlich, unvorhersehbar. Nach den für sie traumatischen Erfahrungen während eines heftigen Sturms flüchtet sie zurück in den CaroDom – nur um festzustellen, dass sie die Simulation eines erfüllten Lebens nun durchschaut und sich ihr unmöglich weiterhin hingeben kann. Erst die Rebellion gegen die künstliche Intelligenz ermöglicht ihr den Weg in ein sinn-erfülltes Leben, in dem sie erkennt, wer sie ist.
Die Kantonsschule Beromünster zeigte vom 9. bis 11. Mai 2025 in der Chärnshalle Rothenburg ein in jeder Beziehung beeindruckendes Tanztheater-Spektakel. Die rund 100 Schülerinnen, Schüler und Lehrperson überzeugten mit ihren spielerischen, tänzerischen und sängerischen Leistungen unter der Leitung von Walter von Ah (Komposition, Produktionsleitung Musik), Regula Gysin (Chorleitung), Matthias Gaiser (Co-Autor, Produktionsleitung Story), Laetitia Kiener (Co-Autorin und Co-Regisseurin) und Luzia Schäfer (Co-Regisseurin). Das stimmige Bühnenbild mit Screens mit wechselnden Stimmungsbildern und digitalen Informationen, mit minimalistischen und flexiblen Einrichtungsgegenständen sowie mit einer raffinierten Lichtinszenierung führten das Publikum in eine futuristische digitalisierte Umwelt.
Weitere rund 200 Schulangehörige waren hinter und neben der Bühne im Einsatz: beim technischen Support an den Schaltpulten, beim Schminken der Aufführenden, bei der Bewirtung der Gäste im Musical-Bistro. Der Musical-Event der Kantonsschule Beromünster vom letzten Wochenende war ein gesamtschulisches Team- und Meisterwerk.
Weitere Informationen: www.musical-2121.ch